A. Was sind „Hitzeschäden“?
Grundsätzlich werden folgende 3 „Hitzeschäden“
unterschieden:
1.
Hitzeerschöpfung (bis zur Hitzeohnmacht bzw.
Hitzekollaps)
2.
Hitzschlag und
3.
Sonnenstich
Wichtig ist, dass diese drei „Hitzeschäden“ zwar einige Symptome gemeinsam haben bzw. auch kombiniert auftreten können, aber grundsätzlich drei unterschiedliche Notfälle sind, die demzufolge auch unterschiedliche Maßnahmen erfordern.
Bei diesem Thema ist von besonderer Bedeutung, dass Kinder
auf die Veränderung der Umgebung- bzw. Körpertemperatur wesentlich sensibler
reagieren als Erwachsene! Grund hierfür ist, dass ihre Körperoberfläche im
Verhältnis zum Gewicht deutlich größer ist. Auch ist der Kopf im Verhältnis zum
Rest des Körpers bei kleineren Kindern deutlich größer.
Alle drei „Hitzebeeinträchtigungen“ können unter Umständen – und besonders schnell bei Kindern - lebensgefährlich werden!
Alle drei „Hitzebeeinträchtigungen“ können unter Umständen – und besonders schnell bei Kindern - lebensgefährlich werden!
B. Die Reaktionen des Körpers auf Wärme und
Hitze
Stellen wir uns nun die Frage, wie Wärme bzw. Hitze auf den
Körper wirkt:
Die Körperkerntemperatur liegt bei ca. 37°C. Kommt es zur
Wärmeentwicklung und damit zu einem Anstieg der Körpertemperatur reagiert der
Körper darauf, in dem er die oberflächlichen Gefäße weitstellt und stärker
durchblutet. Eine der vielen Aufgaben des Blutes ist nämlich der
Wärmetransport, so dass das Blut nun die Wärme in den direkt unter der Haut
gelegenen, weitgestellten Gefäße an die etwas kühlere Umgebungsluft abstrahlen
kann. Im Wasser funktioniert diese Abstrahlung noch wesentlich besser und
schneller, da Wasser Wärme ca. 200mal besser leitet als Luft. Durch die
stärkere Durchblutung der oberflächlichen Gefäße erscheint die Haut auch stark
gerötet.
Da Wasser Wärme so viel besser leitet, reagiert unser Körper mit einer weiteren Maßnahme auf den Anstieg der Körpertemperatur: Schwitzen!
Beim Schwitzen führt die Verdunstung von Schweiß auf der
Haut zur zusätzlichen Wärmeabgabe und Kühlung des Körpers. Wichtig zu bedenken
ist, dass mit dem Schwitzen dem Körper somit Wasser und – oft vernachlässigt –
auch lebenswichtige Salze verloren gehen.
Die beiden beschriebenen Regulationsmechanismen bei einem Körpertemperaturanstieg können jedoch auch versagen: liegt z.B. die Umgebungstemperatur auf bzw. ÜBER der Körpertemperatur ist es dem Blut eben nicht mehr möglich, die an die Oberfläche transportierte Wärme abzustrahlen, mehr noch, das Blut nimmt sogar noch mehr Wärme auf! Ist zu dem noch die Luftfeuchtigkeit sehr hoch, kann der Schweiß auf der Haut nicht verdunsten, womit auch die Verdunstungskühle ausbleibt.
Wir kennen dieses Phänomen selber: In stehender Hitze und
bei hoher Luftfeuchtigkeit beginnen wir schon viel früher Temperaturen nicht
mehr auszuhalten als in zwar heißerem, aber dafür trockenem und windigem Klima.
C. Die drei Hitzebeeinträchtigungen, ihre Symptome
und die Maßnahmen
Kommen wir nun zu den 3 „Hitzebeeinträchtigungen“:
1. Hitzeerschöpfung (bis zur Hitzeohnmacht
bzw. dem Hitzekollaps):
a.
Eine „Hitzeerschöpfung“ tritt infolge hoher Temperaturen und körperlicher Anstrengung (Sport,
Arbeit, Anstrengung), meistens gepaart mit unzureichender
Flüssigkeitsaufnahme auf. Es kommt infolge dessen zu einem erheblichen
Flüssigkeits- und Mineralienverlust (Kochsalz), der durch starkes Schwitzen
noch weiter verstärkt wird und sogar das Blut eindickt. Da der Körper hier aus
Verzweiflung die oberflächlichen Gefäße immer stärker durchbluten will um
vermehrt Wärme abzugeben, kommt es zudem zu einem verminderten Blutrückfluß zum
Herzen, so dass sich eine Schocksymptomatik
ausbildet.
b. Symptome:
i.
auffallende körperliche Schwachheit und
Erschöpfung.
ii.
die Haut ist zu Beginn noch gerötet, später –
aufgrund der Schocksymptomatik – recht blass.
iii.
die Haut ist feucht von kaltem, klebrigen
Schweiß.
iv.
frösteln
und zittern (!!!)
v.
Schwindelgefühle
und ggf. auch Erbrechen möglich
vi.
ggf. Krampfanfälle infolge des
Mineralienverlustes (der z.B. durch Erbrechen noch verstärkt werden kann)
vii.
evtl. Bewusstseinsstörung bis Bewusstlosigkeit
c. Maßnahmen
i.
vor allem beruhigen
und betreuen
ii.
Lagerung an kühlem, schattigem Ort
iii.
Schocklage
herstellen (Beine hochlagern)
iv.
für den
Wärmeerhalt sorgen (!!!) (z.B. durch Rettungsdecke)
1.
es droht hier eine große Gefahr des
Auskühlens!!!
v.
ggf. mit feuchtem Lappen (nicht eiskalt!)
Gesicht und Nacken abwischen.
vi.
bei erhaltenem Bewusstsein viel trinken lassen
1.
niemals Alkohol!!!
2.
Mineralwasser, isotonische Getränke oder Tee
3.
besonders hilfreich – wenn auch nicht sehr
schmackhaft - ist es hier, Tee z.B. zu salzen, um dem Körper verlorene
Mineralien zu ersetzen.
a.
Ein Teelöffel (5-11g) Kochsalz auf einen Liter
Wasser/Tee
vii.
ggf. Notruf
absetzen (bei Fremden/aufgefunden hilflosen Personen IMMER!)
viii.
Die gesamte Zeit über Bewusstsein, Atmung und Kreislauf kontrollieren.
2. Hitzschlag
a.
Beim „Hitzschlag“ kommt es durch extreme Temperatureinwirkungen bei gleichzeitig unzureichender Wärmeabgabe
– oft trotz ausreichender
Flüssigkeitszufuhr (!!!) –zu einem u.U. lebensbedrohlichen Anstieg der Körpertemperatur.
Entsprechen der unter B. beschriebenen Mechanismen kommt die unzureichende
Wärmeabgabe insbesondere bei schwülem Wetter bzw. generell hoher
Luftfeuchtigkeit vor. Schweiß kann nicht verdunsten bzw. die Schweißproduktion
wird komplett eingestellt. Dazu körperliche Anstrengung und vor allem auch
falsche, Hitze-speichernde Kleidung führen – trotz ausreichender Flüssigkeitszufuhr (!!!) – schnell zu einem
Wärmestau, der ab einer Körpertemperatur von 41°C zur Bewusstlosigkeit mit
folgenden Organschäden bis zum Herz-Kreislaufstillstand führen kann. „Hitzeschläge“
führen von allen drei Hitzebeeinträchtigungen am häufigsten zum Tod.
b. Symptome:
i.
ggf. taumelnder
Gang
ii.
die Haut ist am gesamten Körper auffällig gerötet (!)
iii.
die Haut fühlt sich warm und trocken an (!!!)
iv.
Schwindelgefühl,
Kopfschmerzen, Übelkeit (!)
v.
evtl. Bewusstseinsstörung bis Bewusstlosigkeit
c. Maßnahmen
i.
vor allem beruhigen
und betreuen
ii.
Lagerung an kühlem, schattigem Ort
iii.
mit erhöhtem
Oberkörper lagern
iv.
für Kühlung
des gesamten Körpers sorgen (!!!)
1.
mit Einverständnis Kleidung weitgehend öffnen
2.
mit Einverständnis feuchte Tücher auflegen, mit
Wasser beträufeln und Luft zufächeln.
a.
eine hervorragende Kühlmöglichkeit stellt ein
eine Sprühflasche dar, die mit grünem Tee gefüllt ist. Das Zerstäuben mit
selbst umgebungswarmen grünen Tee wird als angenehme Erfrischung empfunden
(geht auch mit Wasser)!
v.
ggf. Notruf
absetzen (bei Fremden/aufgefunden hilflosen Personen IMMER!)
vi.
Die gesamte Zeit über Bewusstsein, Atmung und Kreislauf kontrollieren.
vii.
CAVE:
Trinken kann hier für eine angenehme „innere“ Kühlung sorgen, hat jedoch
keine Auswirkungen auf die Symptome, da hier kein Flüssigkeits- oder
Elektrolytmangel vorliegt!!!
3. Sonnenstich
a.
Der Sonnenstich entsteht im Unterschied zu den
anderen beiden Hitzebeeinträchtigungen nicht primär durch eine systemische
(Flüssigkeits- & Mineralienverlust bzw. Hitzestau) Beeinträchtigung,
sondern infolge der Auswirkungen
extremer Sonneneinstrahlung bzw. Wärme auf den Kopf. Bei längerer
Einwirkung auf Kopf und/oder Nacken können die UV-Strahlen bzw. Wärme eine
Reizung von Gehirn und/oder Hirnhäuten hervorrufen, die daraufhin anschwellen.
Da eine Ausdehnung aufgrund der engen Verhältnisse innerhalb des Schädels nicht möglich ist, kommt es zu einer Erhöhung des Druckes im Schädel mit
entsprechenden Symptomen. Insbesondere bei
kleinen Kindern kann es durch die Reizung des Gehirns bzw. insbesondere
der Hirnhäute zu einer Hirnhautentzündung mit ödematöser Schwellung kommen.
Auch hier kommt es zu einer Druckerhöhung mit ggf. irreparablen
Nervenzellschäden. Ein Sonnenstich kann
mitunter erst Stunden nach der
Sonneneinstrahlung auftreten und lebensbedrohlich
sein.
b. Symptome
i.
Unruhe
ii.
der Kopf
ist heiß und hochrot, während der restliche Körper unauffällig bleibt. (!)
iii.
die Haut fühlt sich warm und trocken an (!!!)
iv.
Schwindelgefühl,
Kopfschmerzen & Nackensteifigkeit
v.
Übelkeit bis
hin zu Erbrechen (!)
vi.
ggf. Krampfanfälle infolge des erhöhten
Schädeldruckes
vii.
evtl. Bewusstseinsstörung bis Bewusstlosigkeit
c. Maßnahmen
i.
vor allem beruhigen
und betreuen
ii.
Lagerung an kühlem, schattigem Ort
iii.
flach mit
erhöhtem Oberkörper lagern
iv.
für Kühlung
des Kopfes, Halses und Nackenbereichs sorgen (!!!)
1.
mit Einverständnis feuchte Tücher auflegen, mit
Wasser beträufeln und Luft zufächeln.
a.
eine hervorragende Kühlmöglichkeit stellt ein
eine Sprühflasche dar, die mit grünem Tee gefüllt ist. Das Zerstäuben mit
selbst umgebungswarmen grünen Tee wird als angenehme Erfrischung empfunden
(geht auch mit Wasser)!
v.
ggf. Notruf
absetzen (bei Fremden/aufgefunden hilflosen Personen IMMER!)
vi.
Die gesamte Zeit über Bewusstsein, Atmung und Kreislauf kontrollieren.
D. Korrektes Verhalten bei
Hitzebeeinträchtigungen
Durch die Beschreibungen sind nun hoffentlich die
Unterschiede bei den drei Hitzebeeinträchtigungen deutlich geworden. Es gibt
noch ein paar grundsätzliche Tipps, die helfen, mit großer Hitze besser zurecht
zu kommen bzw. im bereits eingetretenen Fall vor Schäden bewahren.
Bei Wärme oder Hitze sollten grundsätzlich keine eiskalten
Getränke etc. getrunken werden! Dies führt zwar im Mund-Rachen-Bereich zu einer
erfrischenden Kühle, verstärkt im Nachhinein aber die Körperwärme und das
Schwitzen! Grund dafür ist, dass unsere Verdauungsenzyme nur bei ca. 37°C
Körpertemperatur arbeiten können. Was kälter ist als 37°C muss also zunächst
erst „hochgekocht“ werden, was dem Körper nur weitere unnötige Wärme und
Anstrengungen bringt. Außerdem meint man nach dem Genuss kalter Getränke oft, für
einen ausreichenden Flüssigkeitshaushalt gesorgt zu haben, was ein Irrtum ist.
Die Flüssigkeit bleibt ja quasi vor der Verdauung „stehen“, um erst einmal auf
Verdauungstemperatur zu kommen – der Körper schiebt hier weiterhin Mangel! Auch
wenn es wenig schmackhaft ist, so sind „warme“ – also um
Zimmer-/Umgebungstemperatur liegende – Getränke wesentlich hilfreicher.
Um den Schweiß-bedingten Mineralienverlust auszugleichen empfiehlt es sich zu dem, die warmen Getränke ein wenig zu salzen! Schon bei der Bundeswehr wurde vor langer Zeit im Rahmen der Ersten Hilfe ausgebildet, bei Hitzebeeinträchtigungen mit starkem Schwitzen ca. 1 Teelöffel Salz auf einen Liter Wasser zu geben.
In B. habe ich bereits umfangreich die Reaktionen des
Körpers auf Wärme bzw. Hitze beschrieben. Hier liegt ein wichtiger Grundsatz
des Körpers und seiner Steuerung: der Körper funktioniert nach dem Reiz-Reaktions-Prinzip; wird also ein
Reiz – wie z.B. Wärme – gegeben, reagiert der Körper dementsprechend und vor
allem mit begrenzter Geschwindigkeit
und im Rahmen enger Kontraste. Daher
sollte ein Abkühlen des Körpers stets langsam und mit Bedacht erfolgen –
weswegen oben in den Maßnahmen auch immer das Kühlen mit Lappen etc. angegeben
ist. Ein schlagartiges Abkühlen z.B. durch eiskaltes Duschen (bei bereits
eingetretener Hitzebeeinträchtigung) etc. ist für den Körper eine enorme
Belastung, die mitunter sogar zum Schock führen kann. Immerhin legt man ja auch
nicht bei 160 km/h auf der Autobahn plötzlich den Rückwärtsgang ein!
Vor allem bei Kindern sollte darauf geachtet werden, dass
ein sicherlich sehr spaßiges Abkühlen mit dem Gartenschlauch nur dann erfolgt,
wenn Wechselkleidung mitgeführt wird.
Ironischerweise kommt es im Sommer bei starker Hitze öfter
zu Erkältungen bis hin zu Unterkühlungen (ich denke hier auch an die blauen
Lippen im Freibad), als im Winter. Wenn ein Kind mit nasser Kleidung noch
längere Zeit in klimatisierten Fahrzeugen sitzen muss, kann es zu Infektionen
und Grippen kommen. Auf ein schlagartiges zu schnelles Abkühlen können Kinder –
wie auch ältere Leute – mit Kreislaufproblemen bis hin zur Bewusstlosigkeit reagieren.
Gerade von Menschen mit wenig oder hellen Haaren (Kinder, Säuglinge, Kahlköpfige, Blonde) sollte auf einen ausreichenden Kopfschutz geachtet werden. Vorzugsweise sollte dieser hell sein!
Beim Eincremen sei insbesondere darauf hingewiesen, dass
viele der Cremes zwar „wasserfest“
sind, was aber nicht bedeutet, dass
diese auch wisch- bzw. handtuchfest sind!!! Ist man also im
Wasser gewesen und trocknet sich ab bzw. Kinder wischen sich das Gesicht von
Schweiß frei, muss neu gecremt werden! Dieser Umstand wird leider zu oft
vergessen!
Neben dem Trinken wärmerer Getränke bietet sich ein Getränk
noch ganz besonders an: Salbei-Tee. Salbei reduziert die Schweißproduktion,
wodurch dem Körper weniger Mineralien verloren gehen. Der Geschmack ist nun
nicht für jeden der Hit, aber man kann sich dran gewöhnen. Sobald man merkt wie
viel besser man mit höheren Temperaturen zurecht kommt, kann man sich aber auch
damit abfinden.
Ernährungstechnisch kann man auch mit Früchten im Sommer besonders Hitzebeinträchtigungen vorbeugen! Südfrüchte, wie z.B. Ananas und Melonen, Kiwi, Weintrauben etc. haben einen hohen Wasser- und Mineralienanteil, wie auch leichte Suppen und Wurstprodukte. Bei Kindern sollten Eltern nur bitte berücksichtigen, dass Früchte wie z.B. insbesondere die Weintrauben nun zwar einen hohen Wasser- und Mineralienanteil haben, aber auch einen enorm hohen Zuckergehalt! Hier sollte man also Karies mit dementsprechend gründlicher Zahnpflege vorbeugen!
Aromatherapeutisch kann man außerdem noch gut mit China- oder Mentholöl arbeiten. So kann man auf einen mit eiskaltem Wasser getränkten Waschlappen (ist zwar „eiskalt“ aber durch den kleinen Waschlappen kein zu starker Kontrast) ein paar Tropfen China-Öl geben und sich damit den Körper einreiben und die Verdunstungskälte genießen. Mit Mentholöl kann man Schläfen, Handgelenke, Kniekehlen einreiben und das Frischegefühl des schnell verdunstenden ätherischen Öls genießen.
Schläfen, Handgelenke, Kniekehlen und auch Füße können auch
gezielt mit kühlem Wasser behandelt werden
(C) Tobias Matreitz
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